Werdegang und Arbeitsalltag von Christian Gwerder

Christian Gwerder ist Hardware- und Firmwareentwickler bei STEINEL Solutions. Vielen Dank Christian, dass du uns einige Fragen beantwortest. Wir wollen gleich mit dem Interview loslegen um etwas über deinen Werdegang zu erfahren und deinen Arbeitsalltag kennenzulernen.

Ausbildung

Mit welcher Ausbildung bist du ins Berufsleben gestartet?

«Angefangen habe ich als Multimedia-Elektroniker. In dieser Lehre habe ich jedoch nur ein Jahr durchgehalten. Leider war ich widererwarten viel mehr auf der Baustelle als gedacht, aber das war so geplant, wie mir mitgeteilt wurde. Erst im 3. und 4. Lehrjahr sollte ich an Reparaturen arbeiten können. Das hat mich leider sehr demotiviert, da es nicht mit meiner Vorstellung übereinstimmte. Zu Beginn des zweiten Lehrjahres haben mein Lehrbetrieb und ich gemeinsam beschlossen, das Lehrverhältnis trotz sehr guter schulischer Leistungen aufzulösen. Das hat für mich damals gut gestimmt. Ich konnte via Berufsberatung nochmals über die Bücher und bin so auf den Beruf Elektroniker gestossen. Im Video, das mir die Berufsberatung gezeigt hat, sah ich Personen beim Löten und beim Fehlersuchen, das fand ich richtig cool. Ich konnte während den Herbstferien bei «Beruf Zug» in die Ausbildung starten und habe dort die reguläre 4-jährige Lehre absolviert. Dabei habe ich in verschiedene Firmen Einblick erhalten. Es war eine total coole und lehrreiche Zeit, da ich relativ schnell selbstständig arbeiten durfte und man mich nur sehr selten mit «Übungen» beschäftigen musste. Es gab immer etwas zum Messen, Bauen oder Entwickeln.»

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Was kamen danach für Weiterbildungen?

«Nach der Lehre war ich für ein Jahr im Militär und habe einige Monate als Elektroniker gearbeitet, um Geld zu verdienen. Danach habe ich den «Bachelor of Science in Electrotechnics» in Rapperswil an der OST (damals HSR) gestartet. Das Studium zum Bachelor-Abschluss dauerte drei Jahre. Anschliessend, also im Sommer 2014, machte ich eine Reise nach Kanada und habe mich direkt von da auf diverse Stellen beworben. Bis zum Stellenantritt konnte ich die Zeit einige Monate am ICOM Institute for Communication Systems an der OST überbrücken, wo ich dann auch offiziell meine Bachelorarbeit an eine Studienkollegin übergeben konnte, die zu der Zeit den Master absolvierte.»

Wieso hast du dich für diesen Werdegang entschieden?

«Auf die Idee zur Lehre zum Elektroniker kam ich ja (wie erwähnt) etwas verzögert. Ich kannte den Beruf nicht wirklich. Ich fand Mathematik schon immer toll und habe mich für Technik fasziniert. Es war mir aber zu dem Zeitpunkt nicht richtig bewusst, was sich hinter diesem Begriff alles verbirgt. Ich mochte es schon immer, mich auf Fehlersuche zu begeben, zu löten und zu reparieren. Und der Beruf des Entwicklers kommt dem Begriff «Erfinder» am nächsten.

Während der Lehrzeit wurden wir Schüler immer wieder von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemacht, dass wir «dies oder das» im Studium noch vertiefen werden. So war mit der Zeit einfach klar, dass ein Studium folgen wird.

Und für die OST in Rapperswil habe ich mich entschieden, weil es den Eindruck machte, dass das Studium besser auf mein Elektroniker-Vorwissen zugeschnitten war – auch wenn dies einen längeren Weg vom Talkessel Schwyz bedeutete, als wenn ich mich für Luzern entschieden hätte. Das Studium ermöglicht einem dann in der Arbeitswelt eine grosse Selbstständigkeit, was für mich persönlich ein wichtiger Grund war.»

Was hat dich zur STEINEL Solutions gebracht?

«An einem Seminar habe ich jemanden getroffen, der bei der STEINEL gearbeitet hat. Ich wollte gerne mehr Firmware entwickeln und genau so jemand wurde gerade bei STEINEL gesucht. Da ich bei meinem aktuellen Arbeitgeber zur damaligen Zeit gerade ein grosses Projekt von Anfang bis Ende begleitet und abgeschlossen habe, schien mir der Zeitpunkt sinnvoll, etwas Neues in Angriff zu nehmen. So habe ich mich beworben und wurde eingestellt.»

Arbeitsalltag

Was macht für dich die Arbeit als Entwickler bei der STEINEL Solutions spannend?

«Sicher die Möglichkeit Firmware entwickeln zu können. Aber auch die sehr enge Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Kunden gefallen mir sehr gut, da man aus erster Hand erfährt, was die Anforderungen an ein Produkt sind. Mit den Kunden auf Augenhöhe zu sprechen und offen über Probleme und Use Cases zu diskutieren, macht mir Freude. Die Zuständigkeiten sind sehr klar geregelt, was dazu führt, dass wir viel weniger Schnittstellen haben. In den meisten Fällen sind ein Projektmanager und ein Entwickler in ein Projekt involviert. Die Synergie zwischen Hardware und Software macht die Arbeit sehr spannend.

Wenn ich zum Beispiel an einem Sensor arbeite, kann ich direkt nach der Entwicklung live die Hardware testen und das Gerät auf Störungen prüfen. Anstatt einen Bericht zu verfassen und diesen einem Firmwareentwickler zu erklären, kann ich die erfassten Punkte gleich selbst in Angriff nehmen und Anpassungen vornehmen. Der Loop «Plan-Do-Check-Act» wird hier also direkt von ein und derselben Person ausgeführt, was eine enorme Zeitersparnis mit sich bringt. Auch die Diskussion zwischen dem Hardware- und dem Firmwareentwickler und allfällige Verantwortlichkeitsklärungen bei Problemen fällt weg. Da ich beide Rollen ausübe, suche ich den Fehler, egal ob es die Hardware oder Firmware betrifft.»

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Wie sieht dein Arbeitsalltag bei STEINEL Solutions aus?

«Als Alltag würde ich meine Arbeit nicht bezeichnen. Kein Tag gleicht dem anderen. Es gibt Wochen, da bin ich tagelang mit dem gleichen Thema beschäftigt, weil ich messen, prüfen und anpassen muss. Die Arbeit ist sehr kundenorientiert und Prioritäten müssen gut eingeschätzt werden können. Mir schreibt niemand direkt vor, wann ich was zu erledigen habe. Ich bin für meine Projekte selbst zuständig und muss einschätzen, wann ich welche Aufgaben erledige, damit mein Projekt im Zeitplan bleibt. Es ist aber definitiv auch wichtig zu wissen, wann es an der Zeit ist um Hilfe zu bitten und Fragen zu stellen, wenn etwas nicht klar ist.

Wie hat sich der Job Entwickler in den letzten Jahren verändert?

«Die Frage für mich ist, ob ich mich oder der Beruf sich verändert hat. Ich denke hier muss ich klar unterscheiden zwischen der Rolle Hardwareentwickler und Firmwareentwickler. Der Beruf des Hardwareentwicklers hat sich meiner Meinung nach nicht so stark verändert. Es wird alles kleiner und kompakter, darf immer weniger kosten und die Zeit ist kostbarer. Natürlich wurden auch hier Arbeitsschritte digitalisiert und es wird vermehrt in verschiedenen Systemen kommuniziert und zusammengearbeitet.

Der Beruf des Firmewareentwicklers geht meiner Meinung nach sehr Richtung CI/CD (continous integration, condinous deployment), also Stichworte wie Automatisierte Tools, Firmware auf Opensource, Real Time Operating Systems. Die Unabhängigkeit von Entwicklern und deren PC-Setups wird gross geschrieben.»

Produkte

Wie viele Produkte, an denen du bislang gearbeitet hast, sind heute auf dem Markt?

«Bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatte ich die Chance ein Produkt von Projektstart bis zur Markteinführung zu begleiten. Bei STEINEL bin ich für die Firmware unserer SENSOTEC-Sensoren zuständig und ich arbeite an einem Projekt von TECE. Der Projektbeginn war zeitgleich zu meinem Arbeitsbeginn.»

Weiteres

Was du sonst noch gerne sagen möchtest:

«Ich finde es cool, dass man in der Schweiz auch einen Fehlstart hinlegen kann, wenn es um die Berufswahl geht. Das kann man an meinem Werdegang klar erkennen.

Speziell an meiner Laufbahn ist, dass ich ganz früh ein schlechtes Projekt übernehmen durfte ohne Beschreibungen, Dokumentationen, Nachvollziehbarkeiten oder Ähnliches. Dies hat mich sehr in meiner jetzigen Arbeitsmethodik geprägt. Ich empfinde es als sehr sinnvollen Aufwand, genaue Messberichte zu erstellen und möglichst viele Überlegungen zu dokumentieren.»

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«Bei Dokumentationen lege ich sehr viel Wert auf die Nachvollziehbarkeit. Es gibt nichts Schlimmeres als nicht zu wissen, was sich ein Vorgänger überlegt hat. Das ist wie Zutaten zu einem Rezept zu haben, aber nicht zu wissen, wie man sie zu einem Menü zubereiten soll. ;-) Sobald es zum Beispiel darum geht ein Bauteil ersetzen zu müssen, ist es elementar zu wissen, was sich ein Kollege bei dessen Einsatz überlegt hat. Wurde es aufgrund von bestimmten Anforderungen gewählt, oder wurde einfach das Erstbeste genommen, das grad am günstigsten war.»

Christian Gwerder, Hardware- und Firmwareentwickler bei STEINEL Solutions AG